camino del norte - normal kann jeder


day 1 - colour brown - leichte verzweiflung

Das Chaos fing bereits in Hamburg am Flughafen an. Flugtickets vergessen, Rucksack auf Sprengstoff getestet, zum Gate gesprintet, in Barcelona in Hinterhöfen des Flughafens gelandet, in Santiago Karton und Fahrrad demoliert und dann noch, weil mein Handy spinnte, 1,5 Stunden vollkommen orientierungslos zum Airbnb gelotst worden.  

Ein Glück gibt es in Hamburg gute Herzensmenschen, die mit fiebern und mir zur Seite stehen. Danke nochmal. Ohne Euch wäre ich wohl irgendwo im Nirgendwo gestrandet. 
Morgen geht die Reise dann wirklich los. Endlich. Das Gefühl von Aufregung und Vorfreude macht sich bereit. 
Ihr werdet von mir hören. - M.


day 4 - colour yellow - wunschlos glücklich

In den letzten Tagen habe ich viel erlebt. Das alles zu verarbeiten ist schön, aber gleichseitig auch super anstrengend, weil man so krass viele Eindrücke und Erfahrungen bekommt. Da ist zb. Louis aus Österreich gewesen, mit dem ich mich gestern 2,5 std in
O Pedrouzo in einem Café unterhalten habe. 
Wir aßen zusammen und tranken einen Sangria. 

Das Gespräch war von Anfang an nicht oberflächlich, was mir ein super Gefühl gab. 
Die erste Nacht in einer überfüllten Herberge, 46 Leute in einem Saal, war grauenvoll. Alle schnarchten um die Wette. Geschlafen habe ich nicht gut. Um 08.00 Uhr morgens schloss die Herberge und ich musste weiter ziehen. 
Jetzt bin ich in Azúra und sitze alleine in einer riesigen Herberge. Verrückt...


Day 14 - colour white - zufriedenheit

Ich habe mich lange nicht melden können, weil das W-Lan hier meist nicht gut genug ist. 
Dafür hatte ich aber viele gute Gespräche, gute und traurige Begegnungen, gedankenreiche Tage, die fordernd waren, gute Wellen, Tage an denen ich mich wie ein Mountain fühlte, weil meine Gedanken auf einmal in ein Tal führten, dann aber schnell wieder berghoch gingen, um Luft zu schnappen. Ich bin permanent alleine, zumindest bis 16 Uhr hin... es tut gut. Ich mag gerne mit mir alleine sein. Das ist auch enorm wichtig, denn nur, wer mit sich selber klar kommt, kann auch mit anderen klarkommen, sie lieben. 

Bislang habe ich mich noch nicht gefragt, warum ich das hier eigentlich mache oder ob das alles so richtig sei. Ich denke diese Frage wird auch nicht auftauchen, weil ich die Antwort darauf kenne. Mich stellt diese Reise zufrieden, auch wenn sie fordernd ist. Doch was ist eigentlich Zufriedenheit? Was macht dich zufrieden? Bist du momentan zufrieden? Und wenn nicht, was würde dich zufrieden stellen? Ist es der Erfolg im Job, der dich zufrieden macht? Deine Sicherheit, die du dir durch das gesellschaftliche System erschaffen hast? Oder bist sogar du es, dein Gesamtbild, was dich zufrieden stellt? 
Weg von negativen Gedanken...


day 37 - colour yellow - francemagic

Time moves fast. Really fucking fast. Day after Day. Kilometer after Kilometer. I've seen so much different beauty of nature. I met so many different people with completely different histories of life. I slept every day at a different place. In the beginning it was difficult , because I did not know the  procedure yet. 
After 37 days of travelling I feel strengthened and weakened. I am ready to say that I love and know myself. I know what I want. I know who I am and who I want to be. I know my body better than before. I ride my bike 60-120 km every day. I change places every day. I have to say goodbye every day. I adjust to new people every day. I see new things every day. 

I've learned many new qualities.

I've grown from weakness. I know what it means to deal with yourself.  And it feels good.
Don't be afraid of what might happen in the future. Don't be sad what happened in the past. Don't let negative thoughts any space to grow up. Take the time you need. Somehow everything in life seems to blend in, if you gonna start it to call your own life. Breathe deep. If the sun is always shine in you and you choose the right way from the jungle you'll earn a lot of good things in life. It is not easy all the time, but we have the chance to do so many things. We're allow to do the things we want to do. There's no shame in wanting to start over anytime. You're the king or the queen of your own life. 


day 41 - colour green - pure

Es sind die kleinen Dinge, die mich erfüllen. Es sind kleine Sequenzen von großen Erlebnissen, die mich erinnern lassen. Es ist die gesamte Reise, die mich beflügelt. Ich fuhr Kilometer für Kilometer immer weiter den Straßen Spaniens und Frankreichs hinterher. Morgens wusste ich nicht, was der Tag mir bringen wird. Ich wusste nicht, was mich erwartet. Ich wusste nicht, wo ich schlafen werde. Ich wusste nicht, welchen Menschen ich begegne. Welche Schönheiten oder Hässlichkeit ich zu sehen bekomme. Ich hatte keinerlei Erwartungen. Ohne Erwartungen lebt es sich schon leichter. Ich habe alles auf mich zukommen lassen. Habe Zeit vergessen. Habe mich nach der Sonne gerichtet. Habe den Regen gespürt und nicht auf den Wetterbericht geschaut. Habe auf meine Instinkte gehört und sie sprechen lassen.

Ich habe mein Bauchgefühl neu kennengelernt. Ich habe mich gefragt, wann man wirklich ICH ist, denn auf der Reise war ich auf mich gestellt, habe meine Gedanken selbstständig zu Ende gedacht, war mit mir tagtäglich unterwegs und hatte keinerlei äußeren Einfluss. Zu Hause sind wir zwangsläufig Dingen ausgesetzt, die wir nicht unbedingt in unserer Freizeit machen würden, es aber trotzdem tun, weil wir wissen, dass wir es tun müssen, damit wir voran kommen. Sind wir da aber wirklich wir selber? Ich habe seit gestern Abend deutschen Boden unter den Füßen und es fühlt sich schon ein wenig komisch an, da das Umfeld, wie Häuser usw. komplett fremd, gleichzeitig aber auch gewöhnlich aussehen. Ich freue mich auf Hamburg. 
Am 5.9 werde ich heimkehren.


DAy 50 - colour red - afraid

So aktiv und doch so passiv. Zwischen Tatendrang und Ausgehzwang liegen Welten und Regeln, die gelten. Du bist der King oder die Queen, doch das siehst du leider viel zu selten. Geh raus, geh tief mit dir um. Hab den Mut. Manchmal schließe ich nun meine Augen, um vergangene Momente aus der Reise aufzusaugen. Ich sehe mich sitzend am Strand, mit meinem Board auf dem Sand. Sehe mich mit meinem Rad fahrend durchs Land. Alles ist komplett anders fernab von der Heimatalltagwand. Manchmal konnte ich meinen Augen nicht trauen, weil die Schönheit des Landes Spaniens mich komplett in ihren Bann zog. Ich sah unendlich weite Bergwiesen, unendlich lange Straßenverläufe, die sich durch die Berge entlang des Meeres, durch zogen. Jeder Berg, jede Steigung, war eine krasse Herausforderung und eine Belohnung zugleich. 

Der Ausblick war immer gigantisch. Keine Hochhäuser, nur unberührte Natur. Kein Lärm, nur die Geräusche des Windes und die des Meeres. Ich fühlte mich von Mal zu Mal immer wohler und stärker. Und ich glaube, dass es Zeit braucht mit sich selber. Es braucht Zeit, um sich selber bewusst zu werden, was man wirklich in den paar Jahren, die uns bleiben, erreichen will. Welche Mittel stehen mir zur Verfügung? Wann und wie erreiche ich meine Ziele? Sind es meine Ziele oder sind die Ziele von äußeren Einflüssen mit bestimmt? 
Ich sitze mit Meerblick und Meersicht auf einem Felsen. 40 Grad um mich, knallige Sonne strahlt auf mich mit ihrem Sonnenlicht. 
Minuten vergehen, doch auch nach ner Stunde habe ich niemanden gesehen. Es fühlt sich gut an alleine zu sein und zu wissen, dass man alleine schon ganz schön viel schafft, wenn man an sich selber glaubt.